Wenn das Gehirn entzündet ist
"Es fühlte sich erst an wie eine Grippe"
Nach einer Enzephalitis (Gehirnentzündung) wird Ebru Franken zunächst in der Abteilung für Frührehabilitation des St. Marien-Hospitals und später in der Ambulanten Neurologischen Rehabilitation des NTC Köln behandelt. Während der Therapie trainiert sie Fähigkeiten wie Erinnerungsvermögen und Konzentration und gewinnt neuen Lebensmut.
„Meine Mutter fand, dass ich krank aussehe und ‚komisch gucke‘, aber für mich fühlte sich das an diesem Abend zunächst an wie eine Erkältung“, blickt Ebru Franken auf die Ereignisse im Februar 2019 zurück. Am nächsten Morgen kann die 40-Jährige jedoch kaum noch sprechen und ist stark verwirrt. Ihre Mutter fährt sie zur Hausärztin, die den Ernst der Lage erkennt und einen Krankenwagen ruft.
In der Klinik stellt der Oberarzt ohne Umwege eine Enzephalitis fest. „Alles in allem hatte ich großes Glück, dass ich an diesem Tag nicht allein war, sondern bei meiner Mutter übernachtet habe, und alle so schnell reagiert haben“, sagt Ebru Franken heute.
Eine Enzephalitis ist eine schwerwiegende Erkrankung, die im Krankenhaus behandelt werden muss. Ebru Franken wird für drei Wochen in ein künstliches Koma versetzt und erhält starke Medikamente.

„Als ich wieder zu Bewusstsein kam, war ich zunächst wie in einer eigenen Welt gefangen und habe mich wohl sehr seltsam verhalten“, berichtet sie. „Ich wollte zum Beispiel immer weglaufen und habe unzusammenhängend geredet. Es hat einige Wochen gedauert, bis ich wieder eigenständig sitzen und gehen konnte und einigermaßen sinnvolle Sätze sprechen konnte.“
Training, Therapie und Trost
Nach einigen Wochen kann die Kölnerin das Krankenhaus verlassen. Sie zieht bei Ihrer Mutter ein und beginnt eine ambulante Therapie im Neurologischen Therapiecentrum (NTC) am St. Marien-Hospital. Infolge der Gehirnentzündung ist ihr Kurzzeitgedächtnis stark angegriffen. Mithilfe von Tagebucheinträgen trainiert sie ihr Erinnerungsvermögen, mit gezielten Übungen und Strategiespielen ihre Konzentrationsfähigkeit. Ergänzend umfasst die Therapie Bewegungs- und Koordinationsübungen, um sie körperlich zu stärken. „Ich war zudem psychisch sehr angeschlagen und habe oft geweint, meistens einfach so“, schildert Ebru Franken. „Das Team auf der Station hat sich in dieser Situation mit unglaublich viel Fingerspitzengefühl und einer Engelsgeduld um mich gekümmert. Besonders die Neuropsychologin hat mich toll begleitet und sehr dazu beigetragen, dass ich langsam wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken konnte.“
Nur bruchstückhafte Erinnerung
Wenn Ebru Franken über diese Zeit erzählt, stützt sie sich größtenteils auf Berichte ihrer Freundin, die sie in den Monaten nach der Erkrankung betreut hat. Sie selbst hat an ihren Krankenhausaufenthalt keinerlei Erinnerungen. Auch der Beginn der Frührehabilitation ist ihr nur bruchstückhaft im Gedächtnis geblieben. „Irgendwann ging es dann aber immer weiter bergauf und in der Reha waren alle überrascht, wie schnell ich Fortschritte gemacht habe.“ Noch bereiten ihr einige Nachwehen der Enzephalitis Probleme, unter anderem kämpft Ebru Franken mit den Folgen einer Schlafstörung, die sich nach dem Absetzen der Medikamente entwickelt hat. „Aber langsam finde ich zurück in einen gesunden Rhythmus“ ist sie froh. „Auch sonst entwickelt sich alles in die richtige Richtung. Das macht mir Mut, bald wieder ein eigenständiges Leben führen zu können.“